Panorama Nordkette

 

Ausgangspunkt für diese geologische Erkundung ist der oberste Parkplatz in der Kaponssiedlung in Thaur, ein östlich von Innsbruck gelegenes Dorf (siehe Kartenauschnitt). Zu sehen sind hier sehr schön aufgeschlossene Partnachschichten. Ein paar Grundinformationen über die Partnach Schichten: Im oberen Anis zerbrechen durch Dehnungstektonik (Subduktion des Meliata-Ozeans) die vorhandenen flachen Schelfbereiche, die sich im unteren bis mittleren Anis gebildet hatten und es bilden sich Intraplattform-Becken mit einer Tiefe von 200 bis 300 m. Dies führt während des Ladin zu einer Becken- und Flachwasser- Sedimentation von Partnachkalken (in den Becken) und von Wettersteinkalken (im Schelf). Die Partnachschichten sind typische Beckensedimente. Sie bestehen aus schwarzem Tonschiefer und mergeligem, massigem Kalk mit Hornsteinknauern. Die Schieferungsflächen des Tonschiefers entstanden tektonisch,

zum Beispiel durch Einengungstektonik. Der Tonschiefer ist von weißen Kalzitklüften durchzogen, die schichtparallel oder im spitzen Winkel dazu liegen. Einen Überblick über die zeitlichen geologischen Sedimentazionsabfolgen gibt es hier: Stratigraphische Zeitskala (siehe Ladinium-Karnium). Es soll hier auf die "Geologische Wanderung Nordkette" hingewiesen werden (siehe Menue), bei der die sedimentologischen Abfolgen näher erörtert werden. Die Partnachschichten von Thaur gehören zur sogenannten Thaurer-Schuppe, die Teil der Lechtaldecke ist, auf der die Inntaldecke aufliegt.

 
Romedius Kirchlein
Romedius Kirchlein in Thaur

Partnach-Aufschlüsse A1 im Rückhaltebecken

- Dunkelgraue mergelige Schiefertone: Der Aufschluss befindet sich ca. 50m NW der Geschiebesperre des Thaurer Langenbaches auf der Südseite des nahezu ausgetrockneten Bachbettes (siehe Bild). Es handelt sich hier um dunkelgraue mergelige Schiefertone, die als inkompetente zwischen den kompetenten Partnachkalken bei der Großraumfaltung stark im cm- bis dm-Bereich verfaltet worden sind. Zahlreiche Kalzitadern durchziehen den gesamten Gesteinskörper. Sowohl die Kalkbänke als auch die mergelig-tonigen Schichten fallen mit ca.85 Grad nach S ein.
- Blattverschiebung: Der Aufschluss befindet sich direkt im Bachbett wenige Meter im NW: man kann hier sehr gut eine sinistrale Blattverschiebung beobachten. Der Gesamtversatz beträgt ca. 80 cm, auch hier fallen die Karbonatbänke mit 85 Grad fast senkrecht nach S ein. Der Boden des Bachbettes ist allerdings zum Teil mit Geröll bedeckt, so dass man die Schichtköpfe, auf denen man steht, nicht sehen kann.

Aufschlüsse A2 bei der kleinen Brücke

Folgt man weiter dem Steig, der zum Romedius Kirchlein führt, so erreicht man nach ca. 150m eine kleine Brücke die ein schmales ausgetrocknetes Bachbett überquert. 10 Meter oberhalb der Brücke sieht man im Bachbett eine Felsstufe, die aus massigem Partnachkalk gebildet wird. Das Bachbett ist die meiste Zeit ausgetrocknet. Unter der Stufe wechseln sich Kalk- mit mergeligen Tonschiefer-Bändern ab. Die Bänder fallen mit ca. 80° nach S ein. Die sehr schön aufgeschlossenen Partnachschichten, die ca. 200 m Bach aufwärts zu finden sind, kann man nur durch Klettern erreichen und so wollen wir sie bequemer vom Parkplatz aus über einen Steig begehen.

Karte Aufschlüsse
Lage der Aufschlüsse Thaur (Alpenvereinskarte digital: Karwendelgebirge-Mitte)
 

Aufschlüsse A3

Wir gehen daher zurück zum Parkplatz und folgen von dort den Wegweisern zum Ochsner; nach ca. 550m hat man einen guten Ausblick in das südlich des Forstweges liegende Bachbett mit den gesuchten Aufschlüssen. Jetzt kann man leicht in das Bachbett hinunter steigen. Gut aufgeschlossen sind hier massige Partnachkalke, an denen man bei genauer Betrachtung die Spuren der tektonischen Bewegungen erkennen kann.
Der etwa 12 x 20 m große Aufschluss von Partnachkalken wird von zahlreichen Störungen durchzogen, wie aus der Handskizze ersichtlich ist. Das Gestein wurde durch (wahrscheinlich tertiärer) Sprödtektonik gestresst. Lediglich der Bereich A in der Skizze besteht aus Tonschiefer-Mergeln. Die räumliche Lage der Kalkbänder ist hier mit 185/85 nicht anders als im Aufschluss 1: die Kalkbänder fallen also fast senkrecht nach Süden ein und sind daher als der Schenkel einer Großraumfalte zu identifizieren.

Abschließende Betrachtungen

Um eine bessere Vorstellung der geologischen, durch Tektonik stark veränderten Abfolge der Gesteinsschichten zu erhalten,  kann man sich eine Reihe von N-S Profilen anschauen, die in folgenden pdf-Dokumenten veröffentlicht worden sind: (anklicken!)

Zur Geschichte und Geologie des Bergbaues am Südabhang der Innsbrucker Nordkette (Seiten 18 bis 23)
Die Abh. der hydrogeologischen von den geologisch-tektonischen Verhältnissen des Karwendelgebirges
Beiträge zur Kenntnis der Partnachsch. des Tor- und Rontales und zur Abgrenzung der Lechtaldecke im Nordkarwendel
Conodonten der Seefeld-Formation
Zur tektonischen und stratigraphischen Position des Martinsbühels bei Innsbruck
Blatt 118 Innsbruck - Heissl
Blatt 117 Zirl
Karwendel - geologischer Bau und Versuch einer tektonischen Rückformung

Die Veröffentlichungen stammen aus den 70er Jahren, in denen eine mit Kartierungen intensive geologische Erforschung der Nördlichen Kalkalpen stattgefunden hat.

Quellenverzeichnis:

Ausschnitte aus der "Alpenvereinskarte Digital, Karwendelgebirge Mitte"
Tektonisch kontrollierter Sedimentationsablauf im Ladin und Unterkarn der westlichen Nördlichen Kalkalpen; Brandner,R. Bechstädt,T.
The Alpine sector of the Tethyan shelf - Examples of Triassic to Jurassic sedimentation and deformation from the Northern Calcareous Alps; Mandl,G.
Late Jurassic to Eocene Palaeogeography and Geodynamic Evolution of the Eastern Alps; Faupl,P.Wagreich,M.
Beiträge zur Stratigraphie und Mikropaleontologie der Mittltrias der Innsbrucker Nordkette, Petra Nittel
Geologie der Alpen Teil 1: Allgemeines und Ostalpin - Vorlesungsskript von Nikolaus Froitzheim
Geologie der Alpen, Möbus G., Verlag Sven Loga

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